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Editorial

„Bitte noch eine Geschichte!“
Über die Bedeutung des Vorlesens für Kinder aller Entwicklungsgruppen
Mag.a Lisa Kneidinger

Bücher für die unterschiedlichen Entwicklungsgruppen
Welches Buch ist für welche Entwicklungsgruppe geeignet? Ein kleiner Guide der KIWI-Fachberatung.
Michaela Schober-Ortner, BA

Es müssen nicht immer gekaufte Bücher sein
Drei Ideen für nachhaltigen Lesegenuss

 

Editorial

Liebe KIWI-Familien!

Weihnachten ist gerade für Kinder eine besondere Zeit. Je nach Familientradition wird ungeduldig aufs Christkind gewartet oder auch auf Santa Claus. Viele Familien haben liebgewonnene Rituale, die durch die Weihnachtszeit begleiten.

Auch Geschenke und damit verbundene Wünsche und Erwartungen gehören zu Weihnachten. Schenken an sich ist etwas Schönes und drückt Zuneigung, Freude und Wertschätzung aus. Jedoch kommt es nie auf die Menge an. Zu viele Geschenke überfordern Kinder sogar!

Und weil wir Weihnachten als Fest der Familie, der Geselligkeit und des Miteinanders sehen, trägt dieser KIWI-Eltern-Newsletter den Titel „Schenk mir Zeit oder: Bitte noch eine Geschichte!“. Wir wollen Ihnen, liebe Familien, die Bedeutung des Vorlesens für die kindliche Entwicklung auseinandersetzen. Wussten Sie, dass Vorlesen auch noch für Schulkinder wichtig ist?

Falls Sie noch auf der Suche nach dem geeigneten Lesestoff sind, finden Sie in unserem Newsletter auch einige Buchtipps für verschiedene Altersstufen. Außerdem präsentieren wir im Sinne der Nachhaltigkeit Ideen, woher Bücher gebraucht zu bekommen sind oder entlehnt werden können.

Wir wünschen unseren KIWI-Kindern und -Familien frohe Festtage und einen guten Start ins Jahr 2023. Danke für die gemeinsame Zeit im Jahr 2022!

 

„Bitte noch eine Geschichte!“

Über die Bedeutung des Vorlesens für Kinder aller Entwicklungsgruppen

Mag.a Lisa Kneidinger

In der Weihnachtszeit genießen viele Familien die Gelegenheit, bewusst miteinander Zeit zu verbringen. Sie backen zusammen Kekse, singen Weihnachtslieder und lesen gemeinsam Geschichten.

Das Vorlesen ist aus vielfältigen Gründen besonders wertvoll für Kinder und Eltern. Gemütlich beisammen zu sitzen und einer Geschichte lauschen kann ein liebgewonnenes Ritual sein, das emotionale Nähe schafft und die Beziehung stärkt. Gleichzeitig lernen Kinder, aufmerksam zuzuhören. Ihre Konzentrationsfähigkeit wird gestärkt und ihre Sprachkompetenz erweitert. Sie lernen neue, im alltäglichen Sprachgebrauch seltener verwendete Begriffe kennen und vergrößern dadurch ihren Wortschatz.

Nähe und Aufmerksamkeit

Wissenschaftlich betrachtet ist Vorlesen eine wichtige Förderung von „Literacy“. Dieser Begriff meint in der Pädagogik alle Erfahrungen, Fähigkeiten und Fertigkeiten, die Kinder im Umgang mit der Buch-, Erzähl- und Schriftkultur vor dem eigentlichen Lesen- und Schreiben-Lernen machen. Damit kann auch eine Geschichte, die junge Kinder und ihre Eltern zu einem Bild aus einem Wimmelbilderbuch erfinden, zu einer wertvollen Literacy-Erfahrung werden.

Ebenso reichhaltig ist das Zuhören jedoch auch für ältere Kinder wie etwa Hortkinder. Sie lernen zum Beispiel ganz zwanglos, dass Geschichten einer bestimmten Dramaturgie folgen. Kurze Einleitung, spannender Hauptteil, Ausklang: Erfahrung mit einem solchen Aufbau kann beim Schreiben von (Schul-)Aufsätzen unmittelbar nützlich sein. Besonders bedeutsam ist freilich auch für ältere Kinder die Erfahrung von Nähe und Aufmerksamkeit, die mit dem Vorlesen verbunden ist.

Einige Aspekte der Entwicklungsförderung durch das Vorlesen können bei anderen Medien – selbst Hörbüchern – nicht beobachtet werden. Audiobücher beantworten naturgemäß keine spontanen Fragen und lassen keine Anmerkungen und Abschweifungen zu. Der Beziehungsaspekt, wie er beim Vorlesen eine entscheidende Rolle spielt, ist hier deutlich schwächer ausgeprägt. Es spricht also einiges dafür, dem Vorlesen auch in einer von digitalen Medien geprägten Welt und trotz mitunter dichten Terminkalenders seinen fixen Platz im Familienalltag einzuräumen.

Mag.a Lisa Kneidinger ist bei KIWI als externe pädagogische Qualitätsentwicklerin tätig.

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Bücher für die unterschiedlichen Entwicklungsgruppen

Bücher eröffnen Welten, liefern Identifikationsmöglichkeiten, helfen bei der Verarbeitung von Problemen. Beim Vorlesen werden diese „Benefits“ noch einmal verstärkt: Erwachsene können auf Bedürfnisse und Emotionen des Kindes unmittelbar eingehen und eine ganz spezielle Beziehung aufbauen. Doch welches Buch ist für welche Entwicklungsgruppe geeignet? Ein kleiner Guide der KIWI-Fachberatung.

Michaela Schober-Ortner, BA

Für sehr junge Kinder (ab ca. 3 Monate) eignen sich Bücher, die unmittelbare Sinneserfahrungen ermöglichen. Fühl-, Knister- und Stoffbücher, die ersehen, erhört und erfühlt werden wollen, bieten sich an.
 

Ab einem Alter von etwa zwölf Monaten beginnen Kinder, Bilder Worten zuzuordnen. Sie lernen allmählich, Farben zu unterscheiden, erkennen Formen und folgen kurzen Abläufen. Lexikonartige Bücher, die den Wortschatz fördern, sind in dieser Zeit ideal. Auch erste Geschichten, die durch einfache Illustrationen erzählt werden, können eingesetzt werden. Idealerweise haben die Erzählungen einen Bezug zum Alltag der Kinder bzw. zu Dingen, die sie selbst erleben.

Ebenso interessant werden in diesem Alter erste, einfache Wimmelbücher, die zum Suchen, Finden und Erzählen anregen.

Ab dem zweiten Lebensjahr wird die Erschließung der Welt in Kombination mit den Sinnen immer wichtiger. Kinder möchten zunehmend ihre Welt entdecken. In diesem Alter bieten sich Wimmelbücher an sowie Bücher, die kleine Leser*innen in den Tiergarten, auf die Baustelle, in den Wald, etc. führen. Der Wortschatz der Kinder explodiert förmlich und diese Bücher helfen ihnen, ihr Vokabular in großem Stil zu erweitern. Inhaltlich können Bücher einfache Geschichten aus dem Alltag der Kinder erzählen.

Mit ca. 4 Jahren fordern Kinder immer mehr Informationen ein – der Begriff „Warum-Alter“ kommt nicht von ungefähr. Das Verständnis für die Welt wird immer komplexer, die Aufmerksamkeitsspanne länger. Komplexere Geschichten werden möglich und damit auch die Erschließung wichtiger Themen wie Angst, Streit oder Teilen.

Fünf- bis sechsjährige Kinder möchten verstehen, wie die Welt funktioniert. Für dieses Alter eignen sich Kinderbücher mit komplexer Handlung, die zum Mitdenken und Nachdenken animieren.

Mit ungefähr sechs Jahren lernen Kinder, selbst zu lesen. Die Zeit des Vorlesens muss deshalb noch lange nicht vorbei sein – die positiven Auswirkungen des gemeinsamen Lesens lassen auch bei älteren Leser*innen nicht nach. Auf der Suche nach Erstleser*innen-Büchern empfiehlt es sich, das Interesse der Kinder zu berücksichtigen, um die Freude am Selberlesen zu fördern.

Beherrschen Kinder das Lesen, können Bücher umfangreicher und komplexer werden.

Wichtige Anmerkung: Selbstverständlich handelt es sich bei den Altersangaben, die sie in dieser Liste (oder auf den Büchern selbst) finden, nur um Richtlinien bzw. Empfehlungen. Welche Bücher in welchen Phasen tatsächlich Anklang finden, weiß niemand besser als Ihre Kinder bzw. Sie als Eltern. Wir wünschen Ihnen jedenfalls viel Vergnügen dabei, es beim gemeinsamen Lesen herauszufinden!

Sicher ist: Wenn Kinder von klein auf in der geborgenen Atmosphäre des Vorlesens die Welt der Bücher entdecken und die Freude an Geschichten und Erzählungen erleben können, ist ein wichtiger Grundstein für Lese- und Buchbegeisterung auch in späteren Jahren gelegt.

Michaela Schober-Ortner, BA, ist pädagogische Fachberaterin bei KIWI.

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Es müssen nicht immer gekaufte Bücher sein

Drei Ideen für nachhaltigen Lesegenuss

Bücher müssen nicht immer neu gekauft werden. Im Sinne der Nachhaltigkeit möchte man manche gebraucht kaufen. Andere möchte man gemeinsam mit seinen Kindern genauer betrachten, ehe man sie im kleinen Buchgeschäft ums Eck erwirbt (oder eben für geneigtere Leser*innen stehen lässt). Selbst wenn so manches Buchgeschäft ein Café für die Erwachsenen angeschlossen hat oder über eine gemütliche Schmökerecke verfügt, ist das Probelesen mit Kindern aus verschiedenen Gründen nicht immer praktikabel. Für diese Fälle hier drei Tipps, abseits des klassischen Buchhandels an Bücher zu kommen.

Büchereien Wien

Die erste Anlaufstelle für alle in Wien, die gerne schmökern, sind die Städtischen Büchereien. Gemütliche Lesesäle laden zum Verweilen ein, und dies nicht nur in der Hauptbücherei am Urban-Loritz-Platz, sondern auch in den Dependancen in den Bezirken. Besondere Erwähnung sollte hier – Achtung Tipp im Tipp! – die Kinderbücherei der Weltsprachen am Meiselmarkt finden, die mit einer besonders großen kulturellen Vielfalt aufwartet.

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KIWI-Tipp! An manchen KIWI-Standorten, die über Bibliotheken verfügen, ist die Entlehnung von Büchern durch Bezugspersonen möglich – fragen Sie gerne bei Ihrer Standortleitung nach!

Secondhand- bzw. Caritas-Läden

Secondhand-Läden sind ein heißer Tipp nicht nur für Fans von Vintagemöbeln und -kleidung, sondern auch für alle, die sich für (kuriose Kinder-)Bücher interessieren. Einen guten Einstieg in die Wunderwelt der Gebrauchtwaren bieten die gut sortierten Caritas-Läden. In Wien gibt es in der Steinheilgasse im 21. Bezirk und am Mittersteig im 4. Bezirk je einen Caritas-Laden (kurz Carla). Wir wünschen viel Vergnügen beim Stöbern!

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Online-Marktplätze

Besonders für alle, die auf der Suche nach ganz bestimmten Büchern sind, bieten sich Online-Tauschbörsen an. Keiner eigenen Erwähnung bedarf hier wohl willhaben.at. Abseits davon haben wir gute Erfahrungen aber auch mit momox.at und rebuy.de gemacht.

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